Freitag, 27. Februar 2015

Menschen brauchen Platz

Nach den ganzen Close-Ups der letzten Zeit ("Lächeln wird überbewertet" und "Geteilter Ringblitz") nun mal ein Bild mit Raum. Ich weiß nicht wie es euch geht, aber der erste Impuls ist allzu oft das Motiv formatfüllend abzubilden. Dabei ist das nicht immer die beste Wahl. 

Fujifilm X10, 1/1000, f/3.6, ISO 200, 15,4 (55) mm
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Creative Commons Lizenzvertrag Thomas Cremer

Oft erzählt das Umfeld inhaltlich etwas über die Person, wie beispielsweise im Beitrag "Fotosession mit Bernhard". Und manchmal stellt sich zwischen Person und Umfeld eine grafische Wechselwirkung ein. Als Fotograf nehmen wir dies oft wahr, ohne dass die Wirkzusammenhänge immer bis ins Bewusstsein vordringen: ...

Wie bei obigem Bild von dem Mann auf der Parkbank. Ich bin stehen geblieben, weil mich der Anblick faszinierte. Aber das erste Bild war mau. 

 © T. Cremer
Woran lag das? Manchmal hilft ja denken - und gucken. Was ist real da und fehlt doch in der Kamera? Warum bin ich stehen geblieben?

Wenn man das endgültige Bild betrachtet wird klar was fehlte: Dem ersten Bild fehlt es an Raum. 

Wesentlich für das endgültige Bild sind die Schatten. Im unteren Bild sind sie abgeschnitten, weil ich mich auf das vermeintliche (Haupt-)Motiv konzentriert habe. Oben sind die Schatten Teil des Motivs. Die Schatten bilden Linien und haben Richtungen. Diese korrespondieren zu Linien der fassbaren Welt. Dieser geometrische Dialog ist erst möglich, weil ich mehr als nur die Person in das Bild aufgenommen habe. 

Als besonderes Schmankerl kommt der Hund dazu. Dieser wird überhaupt erst über seinen Schatten erfasst. 

Tja - mit etwas Nachdenken kann Fotografieren so einfach sein.
 

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