Donnerstag, 27. März 2014

Simulieren statt probieren


David Hobby hat mal sinngemäß gesagt: "Im Prinzip kannst du alles mit Systemblitzen beleuchten, was du dir vorstellen kannst." Ja - das ist leicht gesagt, wenn man seit 20 Jahren nichts anderes macht. 

Für den Einsteiger liegt aber das Problem allzu oft in der Vorstellungskraft. Schließlich heißt es nicht umsonst: "Erfahrung lässt sich nur durch eins ersetzen: Durch noch mehr Erfahrung". 

Vorschau

Wenn du wissen willst, wie es auch anders geht oder auch nur warum das Modell einen schwarzen Kubus vorm Gesicht hat, dann klicke auf "weitere Informationen >>>" (wenn du es nicht schon bereits getan hast).

Was mich angeht, ist das mit der Erfahrung so eine Sache. Für ein Studio-Shooting braucht man Zeit, ein Studio und ein Modell. 
  • Zeit ist bei mir immer knapp. 
  • Das Studio ist immer irgendwie improvisiert und muss erst mühsam aufgebaut werden (was wieder Zeit kostet). 
  • Und meine Modells machen meist aus Gefälligkeit mit - und bzw. oder weil ich ihnen versprochen habe ein ansprechendes Bild zu erhalten. "He - kannst du noch eine halbe Stunde so stehen bleiben, ich muss noch mal mit dem Licht rumprobieren... na ob das was wird, weiß ich noch nicht!" sind da keine gern gehörten Sätze.

Aber nun habe ich eine Lösung gefunden: "Erfahrung lässt sich simulieren". Gut - nicht vollständig - aber auf jeden Fall hilft eine Simulation entscheidend mehr als Bücher lesen. 

Mit dem Programm set.a.light 3D von elixxier lässt sich ein Fotostudio in recht kurzer Zeit zusammenklicken. Blitze aufstellen, Hintergründe aufhängen und eine virtuelle Kamera im Raum platzieren. 

Einrichten des virtuellen Studios

Die guten Nachrichten zuerst: Das Programm ist überraschend intuitiv bedienbar (Kerl, was habe ich schon über andere 3-D-Programme geflucht). Was zwar selbstverständlich sein sollte, aber für solche Nieschen-Produkten auch nicht immer gilt. Es ist stabil. Bei meinen Versuchen gab es keinen Abbruch. Darüber hinaus sind mir die Modelle auf Anhieb sympathisch gewesen - und dabei so geduldig. Keiner hat je gemurrt oder meine Bilder kritisiert.

Kurz gesagt: Das Programm ist wirklich die ideale Spielwiese um vor einem Shooting Dinge einfach auszuprobieren oder die eigenen Ideen auf ihre Lichtwirkung abzuprüfen.

Ein paar Dinge gibt es natürlich auch zu kritisieren (wobei das Meiste eher Wunschdenken, als Kritik ist): Zur Zeit werden nur Kompaktblitze (Studio-Blitze) und keine Systemblitze (Aufsteckblitze) unterstützt. Abhilfe in Form eines Updates ist aber versprochen. Bei den Lichtformern gilt ähnliches. Das wichtigste ist da - aber eben noch nicht alles. Was die Modelle angeht, so sind sie alle recht ansehnlich - aber fotografische Randgruppen wie Kinder, Dicke oder Alte gibt es noch nicht. Immerhin beherrschen sie alle verschiedene Posen und man kann ihre Größe verändern. Frei konfigurierbare Posen sind nicht möglich.

Planskizze
Da man neben dem Licht auch die Kamera konfigurieren kann, erhält man in Echtzeit eine Vorschau von dem zu erwartenden Foto (Beleuchtung + Blende + Brennweite).
Am Ende kann man sich eine Schema-Zeichnung und eine Liste mit allen Daten ausdrucken lassen, so dass man das virtuelle Shooting ganz einfach real nachbauen kann.

Naja - in der Praxis kommt dann noch die ein oder andere Kleinigkeit hinzu. Zu aller erst entspricht meine Ausrüstung nicht dem, was in set.a.light hinterlegt ist. Es kamen 3 Systemblitze zum Einsatz. Ein YONGNUO Speedlite YN-560II bestückt mit einer 60cm-Octagon-Softbox mit Grid. Dann ein Metz Mecablizt 52-AF1 mit Snoot auf der rechten Seite der Kamera. Und schließlich ein YONGNUO Speedlite YN460-II von Vorne mit einem selbstgebauten Wabenvorsatz.

Aber der Hammer war der oben erwähnte (und im simulierten Bild zu sehende) Kubus. Er sollte ein Objektiv simulieren. Das so ein Objektiv, auch wenn es gar nicht an der Kamera befestigt ist, scharf gestellt werden muss, hat set.a.light nicht vorhergesagt (na ja, die Intelligenz sollte halt vor dem Bildschirm sitzen). Und tatsächlich war das schwierigste am Shooting, das Auge im Objektiv abzubilden. Das hätte mich zu analogen Zeiten etliche Filme gekostet.

© T. Cremer
Wissende Fotografen sind beim Betrachten des Bildes bestimmt stutzig geworden. Das Auge kann doch nicht echt sein - oder? Nicht ganz. Ein Objektiv bildet das Bild seiten- und höhenverkehrt ab. Das sieht aber dermaßen merkwürdig aus (das menschliche Gehirn ist nicht so gut in Optik), dass ich den Teil des Bildes gepiegelt habe. Aber es ist tatsächlich das Auge aus dem originalen Bild. 

Die Bedeutung des Blitzes, der rechts von der Kamera steht, beschränkte sich in der Simulation als Streiflicht einen Akzent zu setzen. Im wirklichen Bild dient der Blitz aber auch als Lichtquelle, um das Auge hinter dem Objektiv zu beleuchten. Dabei waren wenige Zentimeter entscheidend (überhaupt, habe ich festgestellt, dass sich reale Modelle viel mehr bewegen, als die simulierten...).

Fazit

Das Programm ist super für jeden, der seinen Erfahrungshorizont auf einfache und unkritische Weise erweitern möchte oder einfach ein wenig Sicherheit vor dem Shooting benötigt. Das reale Shooting ersetzt es aber (zum Glück) noch nicht.

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