Freitag, 18. Oktober 2013

Buchbesprechung - MediaFotografie (der Walter)


MediaFotografie anlog & digital - Begriffe, Technik, Web; Thomas Walter; Springer, 2005; ISBN 1439-3107
 
Der Walter hat bei angehenden Fotografen einen Ruf wie Donnerhall (habe ich mir mal sagen lassen). Ich weiß auch warum. Der Kollege hat bevor er Foto-Bücher geschrieben hat bestimmt 30 Jahre lang Bücher zum Studium der Mathematik verfasst. Holla die Waldfee - schon lange nicht mehr so intensiv über so kurze Textpassagen nachdenken müssen.

Aber fangen wir erst mal mit der Sachlage an: Walter hat in "MediaFotografie analog & digital" auf ca. 280 Seiten versucht alles zwischen 2 Buchdeckel zu pressen, was die technischen Grundlagen der Fotografie ausmacht. In wie fern er dabei vollständig ist, ist wohl eher müßig zu diskutieren. Wenn man aber schon immer wissen wollte, wie sich das ominöse "f 1:2,8" auf der Vorderseite des eigenen Objektives berechnen lässt, der ist bei Thomas Walter gut aufgehoben. Im Stil eines Mathematik-Professors führt er wesentliche Formeln der Optik und Chemie auf und zeigt in unnachahmlich kurzer und prägnanter Weise die Zusammenhänge auf. Da kann man auch schon mal über 4 Zeilen Text 20 Minuten sinnieren.



Walters Stärken liegen eindeutig in der analogen Welt. Bei physikalischen Themen macht er den fundiertesten Eindruck - der digitale Teil verflacht dann zusehends. Während die Physik der Sensoren noch mit gewohnter technischer Präzision beschrieben wird, bleiben die informatischen Grundlagen der Bildverarbeitung weitestgehend außen vor. Hier sieht man den Professor aus Kaiserslautern dann doch eher staunend. Über immer weitere Strecken werden gegen Ende Einstelldialoge aus gängigen Programmen präsentiert. Schon erstaunlich, denn als Dienstsitz ist der Fachbereich Informatik und Mikrosystemtechnik in Zweibrücken angegeben.

Die ästhetische Seite der Fotografie thematisiert Thomas Walter gar nicht - da bleibt er ganz Naturwissenschaftler.

Würde ich das Buch wieder kaufen?

Weiß nicht. Also man wird bei diesem Buch definitiv nicht dümmer. Unterhalten wird man aber auch eher selten. Vorteil an dem Buch ist, das nicht geschwafelt wird - aber das ist eben auch der größte Nachteil. Wer auf Physikbücher steht, dem sei das Werk empfohlen - wer es eine Nummer kleiner haben möchte oder die Ausgabe sparen möchte, der schaut erst mal bei Wikipedia (z.B. Offenblende) vorbei. Ich denke es ist eine Frage des Anspruchs - als Profi oder Semi-Profi sollte man schon wissen, wo man nachschlagen kann. Und dann macht sich der gute alte Walter eben doch besser als Wikipedia ;-)

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